nomad in Worten.

Autorschaft und kreativer Prozess

Die Bilder, die entstehen, sind abstrakt - mal mehr, mal weniger. Es ist die weitergeführte Abstraktion von Elementen eines an sich bereits abstrakten Mediums, eines Mediums, das weder Zeit noch Raum, noch Begriffe wie Ursprung, Originalität oder Materialität in dieser Bedeutung kennt.

Da das Internet ein Netzwerk ohne fixe Struktur und ein System ohne jegliche Art von Eigentümerschaft und Kontrolle im weitesten Sinn ist, hat es von jeher mit Konzepten wie Authentizität, Originalität oder Einzigartigkeit gebrochen. Als technisch gesehen offen angelegtes Medium - html , das Standardformat der Webseiten im Internet erlaubt jedem Einblick in den Quelltext und somit in den Aufbau und die Gestaltung der Seite - kann es auch als ein, im benjaminschen Sinn maximal reproduzierbares Medium betrachtet werden, dass die Verknüpfung, Umdeutung, Wiederverwertung und Entfremdung jeder seiner Bestandteile erlaubt.

Diese Offenheit macht sich nomad zu Nutze.

Seite für Seite werden Quelltexte nach für nomad brauchbarem Material durchforstet und Bilder von fremden Seiten geladen. nomad eignet sich diese Bilder an und es bevorzugt manche Bilder gegenüber anderen. Die angesammelten Grafiken werden in ein neues Bildsystem eingebettet und bilden eine flüchtige Komposition, die binnen Sekunden wieder aufgelöst ist, in dieser Form noch nie bestanden hat und vielleicht auch nie wieder bestehen wird.

Autopoetische Engine - Rolle als Meta-Artist

Gerade weil Google ein sich verselbstständigendes System ist, das mittlerweile nur noch sehr bedingt kontrolliert oder genau beschrieben werden kann, wird auch nomad zu einer eigendynamischen, autopoetischen Engine, deren Ergebnisse sich - wie der Index der Suchmaschine - ständig ändern und nicht genau vorher gesagt werden können.

Der kreative Prozess, der hinter nomad steht, ist vielfältig.

Einerseits sehe ich meine Rolle als eine Art „Meta-Artist“ , der die grundlegende Funktionsweise der Maschine definiert bzw. die groben Regeln und Ästhetiken festlegt, nach denen nomad seine Bilder entwirft. Andererseits läuft nomad autogenerativ, das heißt gerade in Kombination mit dem sich ständig verändernden aufmerksamkeitsökonomischen System, dass hinter der Suchmaschine Google steht, unterliegt die Engine einer Eigendynamik und Unplanbarkeit, an die ich meinen gestalterischen Einfluss abgebe.

nomad ist eine universale Engine, die idealer weise mit sämtlichen Elementen, die ihr im Verlauf ihrer Reise durch das Bedeutungsuniversum eines Begriffes begegnen, etwas anzufangen weiß.

Maximal verteilte Autorschaft

Gleichzeitig ist es die maximale Manifestation von verteilter Autorschaft, eines meiner Ansicht nach im Netz und im heutigen Diskurs zentralen Themas. Es entstehen Bilder aus Elementen, die ich als Schöpfer des Kunstwerks nie zuvor gesehen habe. Die verwendeten Elemente wurden von vielen anderen Menschen geschaffen, sie alle teilen sich also auch (ohne es jemals zu wissen) die Autorschaft an den nomad-Bildern.

nomad hinterfragt die kunsttheoretisch klassischen Begriffe von Originalität und Autorschaft durch bewusste Verweigerung derselben und stellt die Rolle des Künstlers ins licht des Initiators und Beteiligten, nicht jedoch des autonom Schöpferischen und individuell kreativen Masterminds.

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