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Über Suchmaschinen

Suchmaschinen sind - angesichts der im Internet verfügbaren Informationsmenge - unverzichtbar geworden. Dabei nehmen diese Portale heute eine zentrale Rolle bei der Strukturierung und Bewertung von Information im Netz ein und stellen Umschlagplätze von Aufmerksamkeit dar.

Die Technik des Verzeichnens von und des Suchens in indizierter Information hat bereits eine lange Geschichte. Im Jahr 1240 ließ der Abt Hugues de Saint-Cher das erste Stichwortverzeichnis der Bibel (also den ersten Index in der Geschichte) aufstellen, um Information leichter navigier- und verfügbar zu machen.

Die Bibel hatte in der damaligen Druckfassung etwa 800 Seiten, was heute einem Datenvolumen von rund 5 Megabytes entspricht. Das World Wide Web enthält zur Zeit schätzungsweise weit über eine Milliarde Seiten und wächst täglich um einige Millionen weiter.

Um diese schiere Informationsflut bewältigen zu können, gibt es Suchmaschinen.

Umschlagplätze der Aufmerksamkeit

Dabei fungieren sie als eine Art Eingangstor zu Inhalten im World Wide Web, immerhin werden an die 80 % aller Seiten über diese Suchportale gefunden. Sie übernehmen damit eine entscheidende Rolle bei der Strukturierung und Bewertung von Information im Netz und stellen „Umschlagplätze der Aufmerksamkeit von Netznutzern“ dar.

Diese „Ökonomie der Aufmerksamkeit" ist ein entscheidender und im alltäglichen Gebrauch oft wenig berücksichtigter Aspekt der Suchmaschinen.

Agents, Spider, Crawler, Robots

Technisch gesehen bestehen alle Suchmaschinen aus drei Teilen: den Suchmaschinen-Agenten (Spiders, Crawler, Robots), dem Suchmaschinen-Index und dem Suchmaschinen-Interface. Spiders (auch Crawler oder Robots genannt) sind Programme, die die Aufgabe haben, Seiten im Internet zu durchforsten, indem sie den HyperLinks , auf die sie treffen folgen und die angetroffene Information für die Suchmaschine sammeln (man spricht vom Vorgang des Indizierens).

Die gesammelten Daten werden in den Index, das Herzstück jeder Suchmaschine eingetragen. Dabei wird eine Bewertung der einzelnen Datensätze (Webseiten) im Bezug auf ihre allgemeine Relevanz durchgeführt, die im Fall der wohl bekanntesten Suchmaschine Google auf dem Algorithmus PageRank beruht.

Einfach gesprochen steht die Bewertung einer Internet-Seite durch diesen Algorithmus neben anderen Faktoren in direktem Zusammenhang mit der Häufigkeit der Hyperlinks, die auf die jeweilige Seite verweisen.

Blackbox Suchmaschine

Diese Häufigkeit wird als vermeintlicher Indikator für die Relevanz und Qualität einer Seite herangezogen und ist das Hauptkriterium für das Zustandekommen des PageRank-Wertes einer Seite. Google spricht in diesem Zusammenhang von „direkter Demokratie im Netz“ , Kritiker werfen dem System allerdings trendverstärkende und aufmerksamkeitskonzentrierende Wirkung vor.

Obwohl nahezu jeder Internet-Nutzer regelmäßig Suchmaschinen benützt, wissen die wenigsten um die Funktionsweise dieser technologischen Black Box und die bewertenden Algorithmen dahinter bescheid. Schon der Name „Suchmaschine“ suggeriert die absolute Objektivität einer von jeglicher menschlicher Steuerung unabhängigen Maschine und verdeckt so die Prinzipien der Informationsbewertung und -reihung im Hintergrund.

Verborgen bleibt, dass Suchmaschinen die (Online-)Welt, die sie vorfinden, nur zu einem gewissen Teil beschreiben, jedoch diese Welt vielmehr – durch Ranking und Kontextualisierung – auch erzeugen und vermeintliche Wirklichkeit konstruieren. Die objektiv erscheinende Ergebnisliste, die man nach Eingabe eines Suchbegriffes erhält, ist das Produkt eines technologischen Systems, eines mathematischen Algorithmus, der seinerseit wieder das Produkt technischer Gegebenheiten, wirtschaftlicher Interessen und weltanschaulicher Systeme ist.

Suchmaschinen wie Google sind zu universellen Welt-erklärenden (und in weiterer Folge Welt-erzeugenden) Engines geworden.

Die Liste der ersten 100 Treffer zu einem gesuchten Begriff geben Aufschluss über den aktuellen Bedeutungsvorrat der Suchmaschine zum abgefragten Thema und festigen seinen Sinngehalt bzw. können ihn nachhaltig verändern.

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